Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein
Die Kritik richtet sich aber auch gegen die nun geplante Umsetzung. „Man kann den Eindruck gewinnen, dass einmal mehr Symbolpolitik betrieben wurde“, sagt AGV-Geschäftsführer Dr. Thorsten Doublet: „Erst lässt die Ampelkoalition sich für die Hilfen feiern und jetzt entfalten Strom- und Gaspreisbremse an der Basis nicht ihre Wirkung.“ Doch gerade in den Industrieunternehmen – auch in der Region – werde das Geld verdient, das Wohlstand in Deutschland trotz Dauer-Krisenmodus sichere: „Unsere mittelständischen Unternehmen stehen zu ihren Mitarbeitern, aber sie sind auch auf praktikable Lösungen bei der Nutzung der Energiepreisbremse angewiesen!“
Strom- und Gaspreisbremse: Es hat viel zu lange gedauert
Im Rahmen der Blitzumfrage wollten die heimischen Arbeitgeberverbände von ihren Mitgliedsunternehmen wissen: „Sind Sie mit dem grundsätzlichen Vorhaben zur Einführung der Strom- und Gaspreisbremse zufrieden?“ Nur jedes fünfte Unternehmen, das sich an der Umfrage beteiligte, antwortete darauf mit „Ja“. Stattdessen bemängelt über die Hälfte der Firmen, dass der Findungsprozess innerhalb der Ampelkoalition viel zu lang gedauert habe (51 Prozent). Weitere 20 Prozent halten den Umfang der Unterstützung für zu gering.
Skeptisch sind die Unternehmer auch, was die jetzt geplante Umsetzung für die Industrie angeht. Die Kopplung der Hilfen an künftige Betriebsergebnisse sei ein großes Problem, sind sich 59 Prozent der Umfrageteilnehmer sicher. Alexander Buch von der Walzengießerei Karl Buch in Weidenau präzisiert: „Durch die geplante Kopplung an das EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) werden die ,Hilfen‘ nicht durchgängig wirksam werden. In der zurzeit geplanten Ausgestaltung verdeutlicht die Gas- und Strompreisbremse nur, dass Industrie und insbesondere energieintensive Unternehmen in Deutschland nicht willkommen sind, obwohl genau hier ein Großteil der Wertschöpfung entsteht.“
Große Kritik an Verfahren zur Standort- und Beschäftigungssicherung
Noch heftiger wird von den Machern an der Basis das Verfahren zur Standort- und Beschäftigungssicherung kritisiert. Dieses halten sogar 64 Prozent der Umfrageteilnehmer für zu kompliziert (Mehrfachnennung möglich).
Für Jan Roland Osterrath, Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens an der Wahlbachsmühle in Bad Laasphe und gleichzeitig Vorstandsmitglied beim Verband der Siegerländer Metallindustriellen, geht der gesamte Mechanismus gar in eine falsche Richtung: „Bei der Strom- und Gaspreisbremse handelt es sich um ein planwirtschaftliches Instrument, das in meinen Augen viel zu teuer ist. Stattdessen müsste die Angebotsseite gefördert werden.“
Thorsten Doublet abschließend: „Wenn es nicht gelingt, die Verfahren für die Unternehmen deutlich zu entschlacken und zu vereinfachen, droht die heimische Industrie einmal mehr im internationalen Wettbewerb abgehängt zu werden!“
Grafiken: AGV Siegen-Wittgenstein, Foto: Pixabay